Hirschgarten in der Stadt Český Krumlov

Ursprüngliche Benennung
Am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Gebiet "Thier Garten" genannt. Der Flurname Hirschgarten (Jelení zahrada) ist bereits im 18. Jahrhundert belegt (auf Deutsch Hirschen Garten, Hirschgraben, Hirschgarten) und ist ein Beweis der ursprünglichen Funktion des Gartens als Gehege für die Hochwildzucht.

Beschreibung des Gartens
Der Hirschgarten befindet sich in einem breiten Streifen der Aue von Polečnice (Chvalšinský-Bach). Sein Ausmaß beträgt 7 Hektar. Das Gebiet des Gartens ist im Südosten und im Westen mit der Linie des Fußes der Schlossabhänge, im Norden mit der Chvalšinská-Straße und im Osten mit der Straßenbebauung des Stadtviertels Latrán abgegrenzt. Luftaufnahme des östlichen Teils des Hirschgartens mit dem Areal der Gärtnerkolonie, 1999, Foto: Lubor Mrázek Der mittlere Teil des Gartens (mit dem Parkplatz für Pkws und dem Objekt des ehemaligen sog. Zapfenhauses - heute Restaurant Jelenka) befindet sich auf der Fläche des ehemaligen Renaissancegartens, der später eine komplizierte Entwicklung durchmachte. Die Bestände sind mit Pflanzungen verschiedenen Alters gebildet, am jüngsten sind die Pflanzungen von Alleenlinden und Ahornen direkt auf der Fläche des Parkplatzes. Der westliche Teil des Gartens (die Auenfläche in der Umgebung des Chvalšinský-Bachs) - die Bestände beschränken sich auf neue Pflanzungen von Sträuchergruppen und Bäumen und weiter auf den Uferbestand der Weiden, Espen, Erlen und Bergahorne, die auf beiden Seiten den Stromlauf des Bachs begleiten. Auf den nördlichen Abhängen zwischen dem Komplex der Schlossgebäude und der Aue des Chvalšinský-Bachs sind Bestände von Bäumen eingegliedert, sie haben den Charakter eines Mischlaubwaldes mit einem reichen Sträucherstockwerk. Der östliche Teil des Gartens, der am linken Ufer liegt und der Chvalšinská-Straße anliegt, hat den Charakter einer freien Parkwiese mit zerstreuten Solitären und Gruppen von Bäumen. Gegenüber der Chvalšinská-Straße ist er mit einer einreihigen Ahornallee und gegenüber dem am rechten Ufer liegenden Teil des Hirschgartens mit einem Uferbestand der Weiden und Erlen den Bach entlang abgegrenzt. Der östliche, am rechten Ufer liegende Teil des Gartens (mit einer Gärtnerkolonie) hat einen ganz unterschiedlichen Charakter den vorhergehenden Teilen des Hirschgartens gegenüber - das Baumstockwerk der Bestände ist fast ausschließlich von Obstbäumen gebildet.

Bedeutende architektonische Details

Einige von Bauobjekten historischen Ursprungs blieben auf dem Gebiet des Hirschgartens bisher erhalten:

  • Die ehemalige Samenaushülserei (das sog. Zapfenhaus) wird heute als Restaurant Jelenka genutzt.
  • Die Umfassungsmauer des ehemaligen Wildgeheges (die sog. lange Mauer) blieb in einem zusammenhängenden Abschnitt von der Kreuzung mit der Chvalšinská-Straße bis zu ihrem Ende am Objekt des Hofes nördlich vom sog. Renaissancehaus auf dem 5. Schlosshof erhalten. Die Mauer besteht aus Bruchmauerwerk udn ist mit steinernen Granitplatten gedeckt und verputzt. In der Vergangenheit wurde sie mehrmals repariert und mit Stützpfeilern gestützt. Die letzte Reparatur erfolgte im Jahre 1996 - nach dem Einsturz eines Teils der Mauer infolge des nassen Mauerwerks nach dem Wolkenbruch am 20. Mai 1995.
  • Torsos von steinernen Pfeilern sind Reste eines ehemaligen Brückenstegs über den Chvalšinský-Bach. Die Pfeiler sind aus bearbeiteten Steinblöcken gemauert. Die alte Gestalt des Brückenstegs ist auf alten Fotografien erfasst.
  • Objekt des Quellenausflusses (der sog. Löwenjunge) .
  • Die ursprüngliche Terrainmodellierung des ursprünglichen Renaissancegartens "auf der Insel" ist bis heute auf der südlichen und östlichen Seite des Parkplatzes am Restaurant Jelenka ersichtlich.

The Deer Garden in Český Krumlov - the former seed separating facility now functions as the Jelenka restaurant, Foto: Jiří Olšan

Im Garten, der in den letzten 40 Jahren eine bewegte Bauentwicklung erlebte, befinden sich ebenfalls neuzeitliche Bauobjekte:

  • Objekt der Regulierungsgasstation im westlichen Teil des Gartens
  • Parkplatz für Pkws mit einem Einfahrtsobjekt und öffentlichen Toiletten
  • Umzäunung der Gärten und Objekte der Gartenhäuser im östlichen Teil des Gartens

Historische Übersicht der Besitzer des Hirschgartens:

  • seit dem 13. Jahrhundert - Herrn von Krumlova
  • 1302 - die Krumauer Herrschaft wurde vom Wenzel II. an Heinrich von Rosenberg abgetreten
  • 1600 - Peter Wok von Rosenberg verkaufte die Krumauer Herrschaft dem Kaiser Rudolf II., der Hirschgarten wird zum Besitz der kaiserlichen Kammer
  • 1622 - am 23. Dezember dieses Jahres schenkte Kaiser Ferdinand II. die Herrschaft seinem Geheimrat und Vorsitzenden des Kriegsrates Johann Ulrich von Eggenberg
  • 1719 - die Krumauer Herrschaft erwirbt nach dem Aussterben der Eggenberger für sein Geschlecht Adam Franz zu Schwarzenberg
  • 1940 - über den Besitz des Hluboká-Zweiges der Schwarzenberger Zwangsverwaltung verhängt
  • 1947 - mit dem Gesetz Lex Schwarzenberg vom Juli 1947 wurde der sämtliche Besitz des Hluboká-Zweiges (Primogenitur) der Schwarzenberger enteignet - er wird zuerst zum Landesbesitz, später nach der Aufhebung der Landesordnung im Jahre 1949 zum Staatsbesitz.
  • 30. Jahre des 20. Jahrhunderts - mit der Vermietung der Gärten an Angestellte des schwarzenbergischen Forstamtes begonnen
  • 1947 - Enteignung des Besitzes der Fürsten zu Schwarzenberg

Die Rolle des Hirschgartens in der urbanistischen Struktur der Stadt Český Krumlov
Der mittelalterliche Fortifikationsteich im nördlichen Vorfeld der Burg und das später entstandene Wildgehege mit verschiedenen Typen der Handwerskproduktion beteiligten sich bedeutend an der Bildung des Typs der städtischen Landschaft von Český Krumlov. Das urbanistische Konzept dieses Gebietes, das unter Peter Wok am Ende des 16. Jahrhunderts entstand, erfuhr zwar Schäden wegen Naturkatastrophen und während des Dreißigjährigen Krieges (vor allem wurde der Teich zugeschüttet !), trotzdem grenzte es bis vor kurzem den Umfang der Lokalität und teilweise auch ihre Funktion ab. Das historisch entstandene Areal des Hirschgartens bildete jahrhundertelang einen Sockel der monumentalen Silhouette der Schlossrezidenz. Mit seiner Existenz schob es die vorstädtische Bebauung etwa 150 Meter nördlich vom Fuß der Schlossabhänge. Diese historisch entstandene Zone wurde in der Vergangenheit mehr oder weniger respektiert und die Bauobjekte erschienen eher in den Randteilen des Gartens. Eine grundsätzliche Wende in der Entwicklung des Gartens kam in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Fläche des kleinen Parks an der Samenaushülserei (an der Stelle des ursprünglichen Renaissancegartens auf der Insel) ging infolge der Nutzung als Busbahnhof unter. Der am Anfang der 90er Jahre entstandene Parkplatz vernichtete dann de facto die ganze westliche Hälfte des historischen Hirschgartens. Ein Bestandteil des Baus des Parkplatzes waren Parkgestaltungen der Umgebung der Asphaltflächen der Autostände. Die Organe der Denkmalpflege sowie Nichtregierungsinitiativen bewogen den Projektanten, Investor und Lieferanten zur Erhöhung der Zahl der Bäume auf der Fläche des Parkplatzes. Trotzdem aber verlor die resultierende Gestaltung (mindestens im Umfang der bebauten und verfestigten Fläche) den Charakter eines Gartens und eines historischen Gartens insbesondere! Obwohl es zweifellos notwendig ist, eine bestimmte Zahl von Parkplätzen in der Nähe des historischen Stadtkerns zu sichern, ist der Verlust eines großen Teils des Gebietes des historischen Gartens unverhältnismäßig hoch. Sicherlich sollte die gegenwärtige Funktionsabgrenzung eines Teils des Hirschgartens als Parkplatz nicht definitiv bleiben. Es muss die Perspektive der Rehabilitierung des Gartens als einheitlichen architektonischen Komplexes offen bleiben.

Denkmalschutz des Gebietes
Ein Teil des Hirschgartens südlich vom Chvalšinský-Bach befindet sich auf dem Gebiet der Stadtdenkmalreservation Č. Krumlov. Die Flächen des Gartens nördlich vom Bach befinden sich in der Schutzzone der Stadtdenkmalreservation Č. Krumlov.

Ansicht des mittleren Teils des Hirschgartens, der als Parkplatz genutzt wird, von der Mantelbrücke, 1999, Foto: J. Olšan Gegenwärtige Nutzung des Gartens
Das Gebiet des Hirschgartens schließt in der Gegenwart eine öffentlich zugängliche städtische Grünfläche, das Areal der Gärtnerkolonie und einen ausgedehnten Parkplatz für Personalkraftwagen und Busse ein. Im mittleren Teil des Gartens befinden sich das Restaurant Jelenka und öffentliches WC.

Další informace:
Historische Entwicklung der Gartengestaltung im Raum des heutigen Hirschgartens