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Horní Nr. 154

Horní Nr. 154, Ansicht von der Nordseite von der Kirche St. Jobst Lokalisierung:
Horní Nr. 154

Objektbeschreibung:
Dieses umfangreiche zweistöckige Gebäude ist ein Vierflügelbau, aufgebaut um den länglichen Zentralhof herum. Die Hauptstirnseite in die Richtung zur Horní Gasse (Obere Gasse) ist mit dem Renaissance-Sgraffito geschmückt und in den Lünetten unter dem Gesims mit den Wandmalereien mit den Motiven von tschechischen Heiligen (St. Ludmila, St. Adalbert, St. Wenzel. St. Prokop, St. Veit und St. Elisabeth). Diese Ausschmückung wurde in den 80er - 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erneuert. Die Zufahrt in den Hof wird mit einem halbkreisförmigen Granit-Bossage-Portal gebildet, über dem sich ein plastisches Schild mit dem Rosenberger Wappen befindet. Oben auf dem Dach ist eine dreistöckige Attika mit einem Türmchen eingegliedert. Eine weitere Attika befindet sich auf der rechten Seite. Die Fassaden des Hofraumes sind ebenso mit dem Sgraffito, den Wandmalereien unter dem Gesims, den Wappen der Gründer des Jesuitenkollegs Wilhelm von Rosenberg und seiner vierten Gattin Polyxena von Rosenberg, geb. von Pernstein und mit dem Symbol des Jesuitenordens IHS aus dem Jahre 1587 geschmückt. An der gegenüberliegenden Stirnseite des Hofs über dem EintrittsportalHHofes über dem Eintrittsportal sind wieder ein Rosenberger Reiter, das Pernsteiner Wappen mit dem Auerochs und zwischen ihnen die Jahreszahl 1587 ausgemalt. Die hintere Stirnseite ist glatt und ist mit dem Lünettengesims und der reichlich gemalten Sonnenuhr geschmückt. Im hinteren Teil befindet sich die südliche Terrasse mit der Aussicht in den Stadtpark und auf den Lauf des Flusses Vltava (Moldau).

Horní Nr. 154, Hotel Růže, astronomische Sonnenuhr an der südlichen Fassade des Objektes, foto:  V. Šimeček

Die Interieure des Objektes sind überwiegend mit Tonnengewölben oder Kreuzgewölben mit Kämmchen gestaltet. Der rechte Hofflügel wurde neuzeitlich umgebaut und über die Schneckentreppen hinauf gelangt man in den ehemaligen Theatersaal. Der hintere Flügel enthält sechs umfangreiche Räume mit den Netzgewölben mit Kämmchen, einen mittleren Gang und die überwölbten Treppen. Im Fragment blieben zwei Renaissancekamine erhalten. Das Gebäude ist links mit dem Nachbarhaus in Horní Nr. 153 und rechts mit dem Haus Horní Nr. 155 - Prälatur verbunden, aus der man bis zu der Kirche St. Veit in der Stadt Český Krumlov durchgehen konnte. Die Kellerräume befinden sich vor allem unter dem rechten Teil des Objektes und wurden teilweise im Felsen herausgemeißelt.

Horní Nr. 154, Lünetten, Detail Horní Nr. 154, Lünetten auf der Hauptstirnseite

Bauhistorische Entwicklung:
Das Renaissance-Vierflügelgebäude des Jesuitenkollegs wurde an der Stelle von sechs ursprünglich mittelalterlichen gotischen Bauten in den Jahren 1586 - 1588 nach den Plänen des Rektors des Prager Jesuitenkollegs P. Alexander Vojt, durch einen bewährten Rosenberger Baumeister Baldassare Maggi d´ Arogno aufgebaut. Die ersten Häuser wurden durch Wilhelm von Rosenberg und den Stadtrat für die Jesuiten erkauft und im Februar 1586 niedergerissen. Nachfolgend wurde mit dem Bau des Kollegs angefangen, dessen Grundstein im März dieses Jahres festlich gelegt wurde. Das dreistöckige Gebäude war außer dem Dach vielleicht schon im September dieses Jahres fertig. Bei dem Bau arbeiteten die Taglöhner und Handwerker aus Český Krumlov. Horní Nr. 154, Hotel Růže, Terrasse, ein historisches Foto Die Balken und Bretter wurden von den Holzhauern aus Rožmberk und Loučovice auf dem Fluß Vltava herabgeflößt, der Kalk wurde aus Chvalšiny hergefahren. Die Nägel, das Blech und das Eisen wurden aus dem österreichischen Cáhlov - Freistadt gebracht. Bei der Verglasung von 59 Fenstern verbrauchte damals der Krumauer Glaser Valentin 16.695 Glascheiben. Am 16. 5. 1588 wurde auf dem Hof des Kollegs in der Anwesenheit vom päpstlichen Nuntius und weiteren bedeutenden Persönlichkeiten die festliche Übergabe von Schlüsseln aus den Händen von Wilhelm von Rosenberg dem Provinzialen Jiří Bader und dem Rektor des Prager Jesuitenkollegs Alexandr Vojt vollzogen. Aus dieser Zeit blieb die Grundgestaltung des Gebäudes, seine malerische Ausschmückung, die Gewölbe und die Decken der Interieure einschließlich weiteren Bauelemente erhalten. Das Interieur des Gebäudes wurde in den ersten zwei Stockwerken gewölbt und es wurde die Hauskapelle der Mutter Gottes errichtet, manchmal irrtümlich als Kirche bezeichnet. Das Kolleg wurde im Jahre 1591 durch eine hängende Brücke mit dem Jesuitengarten auf dem gegenüberliegenden Ufer von der Vltava verbunden, auf dem Platz, wo sich heute der Stadtpark in Český Krumlov befindet. Diese Brücke ist bei einem Sturm im Jahre 1638 abgestürzt. Im Jahre 1663 wurde wahrscheinlich über den Fluß Vltava ein Gang, führend in den Garten, aufgebaut. Dieser Gang war 50 Schritte lang und mit 11 Fenstern erhellt und es soll möglich gewesen sein, daß auch ein Wagen durchfahren konnte. Die Brücke wurde dann nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 in einer Versteigerung verkauft. Aus dem Kolleg führte im Felsen hinter der Prälatur ein gedeckter einstöckiger Gang in der Breite von "vier Männern" in die St.-Veits-Kirche, der im Jahre 1601 beendet wurde. Das Erdgeschoß war für die Studenten bestimmt, das 1. Stockwerk für die Jesuiten.

Horní Nr. 154, Brand des damaligen Hotels Růže, ein historisches Foto, foto:  F.Wolf

Die Reparaturen des Gebäudes wurden im Jahre 1670 realisiert. Im Jahre 1773, nach der Aufhebung des Jesuitenordens, wurde das Kolleg von Filip Holger in eine Kaserne umgebaut. Dadurch kam es zum Untergang der Brücke und der Hauskapelle, die dann in kleinere Räume geteilt wurde. Im Jahre 1889 wurde der Umbau des Hauses in ein Hotel realisiert, wobei die Fassaden des Objektes einen historisierten Charakter bekamen und es wurden die Treppen im linken Flügel umgebaut. Im Jahre 1906 kam es zum Umbau des rechten Flügels und zur Angliederung des Theatersaals. Nach dem Feuer im Jahre 1919 entstand der Dachstuhl über dem linken und dem hinteren Flügel. Im Jahre 1921 wurden in die Interieure Querwände eingegliedert. Die weiteren bedeutenden Umbauten wurden in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts realisiert. Die Umbauten in den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts rehabilitierten die ursprüngliche Renaissancegestalt des Objektes.

Bedeutende architektonische Details:
Die Renaissancewandgemälde an den Fassaden

Horní Nr. 154, Hof des Hotels Růže, Wappen des Jesuitenordens Horní Nr. 154, Hof des Hotels Růže, Wappen des Jesuitenordens  Horní Nr. 154, Hof des Hotels Růže, Wappen des Jesuitenordens   Horní Nr. 154, Hof des Hotels Růže, Wappen des Jesuitenordens


Geschichte der Hausbewohner:

Das Gebäude des Jesuitenkollegs wurde in den Jahren 1586 - 1588 an der Stelle von sechs niedergerissenen Bürgerhäusern aufgebaut, die zwischen dem Pfarrhaus bei der St.-Veits-Kirche und dem Horní Tor (Obertor) standen. Die erwähnten Häuser gehörten dem Fleischer Jiří Rožďalovský, der weitere Besitzer war der Schneider Jakub Neumeister - der besaß gleich zwei von den genannten Häusern, der Schmied Martin Mik, der Goldchemiker Řehoř Singeršpiler (siehe Horní Nr. 152, 153 und Náměstí Svornosti Nr. 8) und der Fleischer Martin Tancl (siehe Horní Nr. 153). Václav Jansa, Jesuitenkolleg in Český Krumlov, Ölgemälde Das Gebäude wurde im Rohbau schon im Jahre 1586 beendet und im Jahre 1588 war es schon bewohnbar. Es war möglich, über die Brücke in den Jesuitengarten, der auf dem gegenüberliegenden Ufer des Flusses Vltava lag, zu gehen. Den Garten mit den Ställen, Scheunen, und der Wiese erkaufte Wilhelm von Rosenberg von den Krumauer Bürgern. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde im Erdgeschoß des Objektes eine Barockapotheke gegründet, die auch die Krumauer Bürger ausnutzen konnten. Die Apotheke kaufte nach der Aufhebung des Jesuitenordens für 3000 Gulden der Fürst Schwarzenberg und heute ist ihre Ausstattung ein Bestandteil der Exposition vom Bezirksheimatmuseum in Český Krumlov. Die Jesuiten siedelten im Kolleg bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1773. Einer der bedeutenden Mitglieder des Ordens, dem das Objekt für eine Zeit zum Zuhause wurde, war u. a. auch Bohuslav Balbín. Nach dem Jahre 1773 diente das Gebäude als Soldatenkaserne. Im Jahre 1887 kam es zu einer Uneinigkeit zwischen dem Stadtrat und dem Kommandanten der Militärsgarnison, dem Oberst Sommer, wo der damalige Krumauer Bürgermeister Kraus dem Oberst statt der versprochenen Wohnung die Unterkunft in der verrufenen Schenke "U štěstěny" (Zur Glücksgöttin) anbot und die Folge dieser Beleidigung war der Abgang der Soldaten aus Český Krumlov. Das Objekt wurde dann im nächsten Jahre durch einen Budweiser Rechtsanwalt, Adolf, den Ritter Jungmann, zugunsten der tschechischen Sparkasse versteigert. Die Sparkasse wurde dann zum Zentrum des tschechischen nationalen Geschehens in Český Krumlov. Im Jahre 1889 erwarb die Sparkasse die Konzession für die Gasthaustätigkeit und begann im Gebäude das Hotel zu betreiben, das festlich "Růže" benannt wurde.

Gegenwärtige Nutzung:
Hotel Růže Český Krumlov, Nostalgie Antiques, Hand Made Shop - Handarbeiten, Rotary Club Český Krumlov

Horní Nr. 154, Hotel Růže, Eingang, ein historisches Foto Horní Nr. 154, Rosenberger Wappen über dem Eintrittsportal