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Das Manualbuch von Jan Staicz in der Klosterbibliothek Vyšší Brod

Ein Bücher abschreibender Gelehrter, Quell: Toulky českou minulostí II, Petr Hora, 1991, ISBN - 80 - 208 - 0111 - 1 Der Kern der Schriftstücke, die im Manualbuch von Jan Staicz erhalten blieben, und die das älteste tschechische Urbar bilden, entstand am Ende der siebziger Jahre des 13. Jahrhunderts. Die meisten von ihnen stammen (nach Donationsurkunden) aus dem Jahr 1278, die restlichen sind aus der Zeit zwischen den Jahren 1259 bis 1278. Bedeutend sind drei päpstliche Urkunden vom 31. März 1278, die ermöglichen in die innere Situation des Klosters und dessen wirtschaftliche Stellung einzusehen. In der ersten Urkunde bestätigte Papst Nikolaus III. dem Zisterzienserkloster Vyšší Brod alle Privilegien. Mit Ausnahme der vom Prager Bischof Johann III. herausgegebenen Fundationsurkunde handelte sich sämtlich um Schriftstücke Woks von Rosenberg. In der zweiten Urkunde ordnete er dem Prager Bischof Johann III. von Dražice an, die Güter des Klosters vor Schädlingen zu schützen. Schließlich in der dritten Urkunde erlaubte der Papst Vyšší Brod verpfändete Güter wieder zu erwerben. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Versuch des Klosters sich mit Hilfe der päpstlichen Briefe von der engsten Abhängigkeit von den Witigonen zu befreien.

Das älteste tschechische Urbar ist ein internes Evidenzhilfsmittel, das den tatsächlichen Umfang des Klosterbesitzes registrierte. Bei den einzelnen Lokalitäten sind ihr Hufenausmaß und Gaben von Eiern und Käse angeführt, die von jeder Hufe entrichtet werden sollen. Eine Hufe stellte ein Grundstück dar, dessen Größe entweder nach der zur Bebauung erforderlichen Zeit , oder nach dem Umfang des Aussaats bestimmt wurde. Zur Grundeinheit sollte eine Königshufe mit einem Ausmaß von 45 bis 50 Hektar werden, wurde jedoch nicht. Eine Prager Hufe betrug etwa 18 Hektar, eine Bauernhufe etwa 23 Hektar und eine Priester- oder auch Klosterhufe maß 25,6 Hektar. Ob in diesem ältesten Urbar Klosterhufen angeführt sind, kann man nicht behaupten, aber es ist wahrscheinlich.

Die Stadt Vyšší Brod (forum) besaß damals 16 Hufen und dem Vyšebroder Kloster entrichtete sie 520 Eier und 16 Stück Käse jährlich. Bei Ruckendorf (heute Hrudkov, das Bestandteil von Vyšší Brod ist) waren es zehn Hufen, 200 Eier und 10 Stück Käse. Weiter werden Janův mlýn, Horní und Dolní Přísahov, Lachovice, Horní und Dolní Drkolná, Rejty und Kapličky angeführt. Wenn wir die Zahl entrichteter Eier und Stück Käse durch die Hufen dividieren, ergibt sich immer eine Gabe von 20 Eiern und einem Stück Käse von einer Hufe. Die angeführten Angaben über Naturalgaben sind als reduzierte Form einer Rente von neu gegründeten Dörfern zu interpretieren, die nicht durch die Kolonisierungsaktivitäten des Klosters entstanden. In der Zeit der Verfassung des Urbars waren sie "auf der Frist", also befreit von der Bezahlung finanzieller Gaben, um sich entwickeln zu können. Vom Charakter der Lokalitäten im Besitz des Vyšebroder Zisterzienserklosters lässt sich schließen, dass die Rolle des neuen Klosters nicht in der Gründung von Dörfern "auf einer grünen Wiese", sondern in der Urbarmachung der neu besiedelten Landschaft unter der direkten Aufsicht des Fundatorengeschlechtes der Witigonen gesehen wurde.

Im Urbar ist zum ersten Mal die Ortschaft "Capella", also Kapličky verzeichnet. Von der Tatsache, das die Lokalitäten nicht namentlich angeführt werden, dass nicht einmal ihr Gesamtausmaß angegeben wird, lässt sich schließen, dass die Aussetzung selbst um das Jahr 1278 herum erst in der Anfangsphase der Realisation war. Dem würde auch die Tatsache entsprechen, dass die Zahl Eier und Stück Käse selbst, falls sich nicht um einen Fehler des Schreibers handelt, 780:60 ist, was das zwischen diesen Produkten festgestellte Verhältnis 20:1 von den anderen Lokalitäten um das Kloster herum nicht ergibt. Aus der Ethymologie der Benennung "Capella" folgt, dass der Gründer der Kapelle als Zentrum der künftigen Besiedlung wahrscheinlich Wok von Rosenberg sein konnte. Hinsichtlich der Bodengüte und der gegliederten bewaldeten Landschaft lässt sich nur sehr schwer vermuten, dass die Klosteruntertanen noch weitere Naturalgaben entrichteten. Das Verhältnis zu den Dörfern um České Budějovice herum, die um das Jahr 1290 herum nach der Hinrichtung Záviš von Falkenstein zum Vyšebroder Kloster gehörten, löste mit einem Kompromiss die Urkunde des Königs Wenzels II. vom 3. Juli 1292. Die Naturalgaben aus dem Gebiet von Č. Budějovice nahm das Vyšebroder Kloster von Záboří, Plav, Boršov und Heřmaň ein, das damals als Lhotka angeführt wurde. Nach dem Manualbuch von Jan Staicz, insbesondere vom Urbar, kann man eher über eine Enklave von Klostergütern innerhalb vom rosenbergischen Dominiums sprechen.

(fs)

Weitere Informationen:
Geschichte der Region Vyšší Brod
Geschichte des Schriftentums in der Region Český Krumlov
Die ältesten Handschriften des Klosters Vyšší Brod
Erstdrucke in der Klosterbibliothek Vyšší Brod
Vyšší Brod
Kloster Vyšší Brod
Besiedlung von Vyšší Brod und dessen Umgebung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts