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Erstdrucke in der Klosterbibliothek Vyšší Brod

Ansicht der Buchbinderei, Quell: Toulky českou minulostí II, Petr Hora, 1991, ISBN - 80 - 208 - 0111 - 1 Als Johann Gutenberg aus Mainz, mit dem richtigen Namen Gensfleisch, seine berühmte Zweiundvierzigzeilen-Bibel druckte, ahnte niemand, was für eine Erfindung geboren wurde. Um das Jahr 1450 herum druckte er die ersten Bücher von einem Rahmen mit dem Buchdruck mit austauschbaren Metallbuchstaben, die aus Matrizen gegossen wurden. Die Bücher, die bis 1535 - 1540 gedruckt wurden, werden Erstdrucke genannt. Gerade diese Erstdrucke beeinflussten wesentlich die ganze weitere Entwicklung der Zivilisation und Bildung. Sehen wir uns mal die Geschichte der Erstdrucke im Zisterzienserkloster Vyšší Brod an. Im Rahmen der Tschechischen Republik, aber auch im Ausland, hat es den besten Ruf. Die Vyšebroder Bibliothek besitzt nach der Strahover und Tepeler Klosterbibliothek die drittgrößte Sammlung von Erstdrucken in Böhmen.

Die meisten Erstdrucke wurden Bestandteil der Vyšebroder Klosterbibliothek bereits im 15. und 16. Jahrhundert als lebende Literatur. Es fehlen jedoch nicht einmal Beweise darüber, dass die Erstdrucke zu den Zugängen des 18. und 19. Jahrhunderts als Gegenstände von großem Wert gehörten. Der erste erhaltene Erstdruck der Vyšebroder Klosterbibliothek ist Thascius Caecilius Cypryanus: "Opera (Venetils) Vindelinus de Spira" aus dem Jahr 1471. In den Jahren 1753 bis 1755 ließ Abt Quirin Mickl für die Bibliothek selbstständige Säle bauen, die von Laienbrüdern geschmückt wurden. Dieser gelehrte Abt und Bibliograf widmete eine außerordentliche Aufmerksamkeit nicht nur der äußeren Ausschmückung der Bibliothek, sondern vor allem ihrem Inhalt. Er ernannte den ersten ordentlichen Bibliothekar Dr. Quirin Gaver von Ehrenberg. Die Erstdrucke, die damals bereits hoch geschätzt wurden, bekamen neue Einbände und wurden mit dem Stempel "Bibliothecae Monasterii Altovadensis" versehen. Die Erstdrucke wurden gemeinsam mit anderen Drucken systematisch nach den Bereichen untergebracht. Ihren Autorenkatalog stellte der Historiker und spätere Professor und Rektor der Karlsuniversität Xaver Maxmilian Millauer im Jahr 1812 (mit 28 Jahren) auf. Der Bandkatalog enthält 772 bis zum Jahr 1535 gedruckte Drucke, davon 199 Erstdrucke bis 1500.

Vyšebroder Bibel aus der Zeit um das Jahr 1300 herum, Detail der Malerausschmückung, Quell: Vyšší Brod, Památkový areál - bývalý klášter, Jiří Kuthan, 1989 Davon, dass nicht alle Erstdrucke erkannt wurden und dass einige in die Bibliothek erst nach 1812 kamen, zeugen Ergänzungen des Katalog und der heutige Stand. Im Jahr 1836 wurde aus dem ehemaligen Hörsaal der Kleriker, der an die Bibliothek anlag, ein Raum für die Erstdrucke errichtet, wo sie gemeinsam mit Handschriften und der Handbücherei aufbewahrt wurden. Der damalige Bibliothekar und Archivar Siegfried Kühewel (+1853) ordnete die Erstdrucke chronologisch und schuf so eine selbstständige Abteilung der Bibliothek, nach den Schränken 51 bis 53 bezeichnet, in der Drucke bis zum Jahr 1539 aufbewahrt wurden. Im Jahr 1882 waren in der Vyšebroder Klosterbibliothek 1.266 Erstdrucke, davon wurden 261 Erstdrucke bis 1500 herausgegeben. Den Erstdrucken widmeten ihre Aufmerksamkeit auch der Bibliothekar und spätere Prior Raphael Pavel, der in den Jahren 1842 bis 1900 lebte, und im Jahr 1926 Paul Krasnopolski, der einige Erstdrucke erwähnt, die heute verschollen sind.

Falls die Vyšebroder Erstdrucke nicht direkt für das Kloster erworben wurden, stammen sie meistens aus Böhmerwalder Pfarreien. So vermachte zum Beispiel der Pfarrer in Kapličky bei Vyšší Brod Jan Hayn am 26. März 1524 dem Kloster seine Bücher. In die Klosterbibliothek wurde auch die Bibliothek der Einsiedler aus Přední Výtoň eingegliedert, deren Katalog aus dem Ende des 15. oder Beginn des 16. Jahrhunderts in der Handschrift der Prager Universitätsbibliothek erhalten blieb. Da die Bibliothek aus praktischem Bedürfnis entstand, ist es selbstverständlich, dass der Inhalt der meisten Erstdrucke theologisch ist. Nichtlateinische Erstdrucke sind außergewöhnlich und von den tschechischen Erstdrucken sind in Vyšší Brod nur zwei Exemplare der Prager Bibel. Die meisten Vyšebroder Erstdrucke wurden in den Werkstätten der Drucker in Augsburg, Basel, Köln am Rhein, Nürnberg, Strassburg und Ulm herausgegeben. Außer dem deutschen Buchdruck sind hier italieniche Drucke aus Venedig vertreten. In den Jahren 1950 bis 1991 verwalteten die Vyšebroder Erstdrucke die Staatliche wissenschaftliche Bibliothek und später die Kreisbibliothek in Č. Budějovice. Im Jahr 1991 wurden sie in den Besitz des Zisterzienserklosters in Vyšší Brod zurückerstattet.

(fs)

Weitere Informationen:
Geschichte der Region Vyšší Brod
Kloster Vyšší Brod
Das Manualbuch von Jan Staicz in der Klosterbibliothek Vyšší Brod
Die ältesten Handschriften des Klosters Vyšší Brod
Geschichte des Schriftentums in der Region Český Krumlov
Vyšší Brod